Krankheitsverlauf nach Brachytherapie: Kein erhöhtes Risiko an Zweitkrebs oder kardiovaskulären Erkrankungen zu versterben

12.03.2018

Das Fünf-Jahres prostatakrebsspezifische Überleben von Patienten mit nicht metastasierten Prostatakrebs liegt bei 99 %. Dies bedeutet, dass die meisten Männer die in diesem Zeitraum versterben, nicht an ihrem Prostatakrebs versterben sondern an nicht prostatakrebs- bzw. krankheitsspezifischen Ursachen wie kardiovaskulären Erkrankungen oder anderen Krebserkrankungen.

Einige Studien weisen darauf hin, dass Patienten nach Strahlentherapie, bedingt durch einen möglichen direkten Effekt der Strahlentherapie oder indirekt durch die häufig begleitende Hormontherapie, ein erhöhtes Sterberisiko haben an einer kardiovaskulären Erkrankung zu versterben.

Wie häufig Männer mit lokal begrenztem Prostatakrebs nach kurativer Therapie (Operation, Bestrahlung von Außen, Bestrahlung von Innen – Brachytherapie) an einer Herzerkrankung oder einem anderen Krebsleiden versterben, haben jetzt Christopher Wallis und Kollegen im Rahmen einer populationsbasierten, retrospektiven Kohortenstudie untersucht und 20.651 Männer ab 66 Jahre nach operativer Therapie und Strahlentherapie durchschnittlich 7,4 Jahre nachbeobachtet.
6851 (33,2%) der Männer wurden radikal operiert, 13.800 Männer (68,2%) wurden bestrahlt. Die bestrahlten Männer waren insgesamt älter und hatten mehr Begleiterkrankungen.

Die statistische Auswertung mit einem Propensity-Score Matching erfolgte erst nach statistischer Berücksichtigung und Herausberechnung der demographischen Eigenschaften der Patienten, ihrer Begleiterkrankungen wie z.B. ein Diabetes, ihrer kardiovaskulären Risiken (The John Hopkinns Comorbiditätsscore ADG) und nach Berücksichtigung einer gegebenenfalls zusätzlich durchgeführten Hormonentzugstherapie.

Abschließend wurden somit paarweise 5.393 Paare verglichen und ausgewertet.

Ergebnisse:

Das 5 -10 Jahres Versterben an einer nicht prostatakrebsspezifischen Ursache betrug bei den operierten Männern 8% und bei den bestrahlten Männern 12%. Das berechnete erhöhte Risiko für bestrahlte Patienten gegenüber den operierten Patienten an einer nicht prostatakrebsspezifischen Ursache zu versterben betrug 57%. Das berechnete erhöhte Risiko für bestrahlte Patienten gegenüber den operierten Patient an einer kardiovaskulären Ursache zu versterben war um 74% höher.

In der erfolgten Subgruppenanalyse der bestrahlten Patienten, zeigten sich allerdings deutliche Unterschiede in den Bestrahlungsarmen:
Patienten nach Brachytherapie hatten im Gegensatz zu den von Außen bestrahlten Patienten kein signifikant erhöhtes Risiko nachfolgend an einer nicht prostatakrebsspezifischen Erkrankung oder einem Zweitkrebs zu versterben, als die radikal operierten Patienten.

Zudem zeigte sich, dass sowohl die radikal operierten Patienten, als auch sie bestrahlten Patienten im Vergleich zur Gesamtbevölkerung insgesamt kein erhöhtes, sondern sogar ein signifikant erniedrigtes Risiko hatten an einer kardiovaskulären Ursache zu versterben. Dies wurde dadurch versucht zu erklären, dass Patienten, die sich einer lokalen Therapie eines Prostatakrebses unterziehen im Vergleich zur männlichen Gesamtbevölkerung insgesamt gesünder und besser medizinisch versorgt sind.

Zusammenfassend zeigte die Studie, dass für Patienten mit lokal begrenztem Prostatakrebs nach einer Brachytherapie ein im Vergleich zur Gesamtbevölkerung insgesamt erniedrigtes Risiko besteht nachfolgend verfrüht an einer nicht prostatakrebsspezifischen Erkrankung zu versterben.

Während dieses Risiko im direkten Vergleich der Standardtherapieoptionen bei einer Bestrahlung von Außen höher ist als bei der Radikaloperation, ist dieses Risiko im direkten Vergleich bei der Brachytherapie nicht höher als bei der Radikaloperation und im direkten Vergleich bei der Brachytherapie signifikant geringer als bei der Bestrahlung von Außen.

Quelle:

Association Between Primary Local Treatment and Non–prostate Cancer Mortality in Men With Nonmetastatic Prostate Cancer, Christopher J.D. Wallis, Raj Satkunasivam, Sender Herschorn, Robert K. Nam, Urology 2018; DOI: https://doi.org/10.1016/j.urology.2017.12.013